Kloster Gethsemani

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Advent - Worauf hoffen?

"Überall sieht er nur Not, Finsternis und beängstigendes Dunkel" (Jesaja 8,22-23).

Krieg, Unrecht, Not und Finsternis - das prägte die Zeit des Propheten Jesaja, den wir im Advent hören. Und doch ist sein Buch voll der schönsten Verheißungen:

"Das Volk, das im Dunkel lebt,
sieht ein helles Licht...
Denn uns ist ein Kind geboren,
ein Sohn ist uns geschenkt...
Seine Herrschaft ist groß,
und der Friede hat kein Ende" (9,1.5-6).

Advent ist die Zeit der Hoffnung - der Hoffnung darauf, dass Gott seine Verheißungen erfüllt. Aber wer wagt noch zu hoffen? Zu hoffen angesichts der Kriege, der Armut, des Unrechts, der Grausamkeiten, die kein Ende zu nehmen scheinen...

Auch zur Zeit von Madeleine Delbrêl (1904-1964) sah die Welt nicht anders aus, und sie selbst bekämpfte als Sozialarbeiterin leidenschaftlich alles Unrecht, das sie sah. Sie ließ sich die Hoffnung nicht nehmen, weil sie unerschütterlich und kühn auf Gott vertraute. So schrieb sie:

"Hoffen heißt, voll Vertrauen auf etwas zu warten, was man nicht kennt, es aber von jemandem erwarten, dessen Liebe man kennt... Die Verheißungen Gottes geraten nicht ins Wanken angesichts von Inkonsequenzen, Untauglichkeiten, Verblendungen, konkreten Grausamkeiten, denn sie gründen nicht in dem, was Menschen tun oder unterlassen. Die Verheißungen Gottes sind unerschütterlich und erweisen sich als wahr für die, die auf sie hoffen... und seien die Katastrophen noch so groß..."

(Indivisible Amour, S. 65 und 69; zit. n. Mitten in der Welt 212, S. 103)

Im Hymnus der Laudes singen wir im Advent:

"Hört, eine helle Stimme ruft
und dringt durch Nacht und Finsternis...
Dies ist der Hoffnung lichte Zeit,
der Morgen kommt, der Tag bricht an.
Ein neuer Stern geht strahlend auf,
vor dessen Schein das Dunkel flieht."