Neues
Ende oder Wende
"Ende oder Wende" - das war die Frage für die Israeliten im sechsten Jahrhundert vor Christus - als die Babylonier die Stadt Jerusalem erobert, den Tempel zerstört und die Bevölkerung getötet oder verschleppt hatten. Zunächst freilich sah es eher nach Ende aus: Nicht nur das verheißene Land schien verloren, auch der Glaube an Gott und seine Verheißungen.
Erst langsam reifte die Erkenntnis, dass einfach das eingetreten war, was die Propheten vorausgesagt hatten: Wer sich auf weltliche Machthaber verlässt anstatt auf Gott - der ist letztlich verlassen und dem Tod preisgegeben. Das war eine bittere Erkenntnis, und das Buch der Klagelieder ist voll von Schmerz und Enttäuschung darüber.
Aber die Propheten hatten auch verheißen, dass Gott mit dem Volk einen neuen Anfang machen wird, wenn es zu Ihm zurückkehrt. Und so kam es zu einer großen Wende im Glauben des Volkes Israel: Die Menschen verstanden, dass Gott nicht an einen Ort gebunden war, nicht an den Tempel und nicht an ein Land, dass Er vielmehr überall bei ihnen war. Es zeigte sich sogar, dass Er nicht nur der Gott Israels war, sondern Herr über alle Völker, dass also alles was geschieht, einen Platz hat in Seinem Plan - und dass dieser Plan eine Heilsgeschichte ist für die ganze Welt.
Auch uns heute, die wir schmerzlich erfahren, dass wir in einer "Zeitenwende" leben, gilt die Mahnung:
"Ich sagte zu einem Volk, das mich nicht anrief:
Hier bin ich, hier bin ich!
Den ganzen Tag streckte ich meine Hände aus
nach einem abtrünnigen Volk;
nach denen, die einen Weg gehen, der nicht gut ist,
die hinter ihren eigenen Plänen hergehen..."
(Prophet Jesaja 65,2)
aber auch die Verheißung:
"Ich, ich kenne die Pläne, die ich für euch habe –
Spruch des Herrn –
Pläne des Heils und nicht des Unheils,
denn ich will euch eine Zukunft und eine Hoffnung geben"
(Prophet Jeremia 29,11)
(Zum Nachlesen: Klaus Sperr in "Salzkorn" Nr. 295)