Neues
Sterben gehört zum Leben
Sterben ist der Übergang von diesem Leben in das ganz andere, neue Leben bei Gott. Sterben bedeutet, dieses Leben in gewisser Weise "abzuschließen", sich mit seinem Leben auszusöhnen, damit der Weg frei ist für etwas ganz Neues.
Deshalb ist der Sterbeprozess etwas so Wichtiges im Leben. Sensible Menschen spüren das.
Der frühere SPD-Vorsitzende Franz Müntefering wurde vom "Evangelischen Pressedienst" auf das Sterben seiner Frau Ankepetra nach langem Krebsleiden angesprochen und in diesem Zusammenhang auch gefragt, ob er selbst Angst vor dem Sterben habe. Darauf antwortete er:
"Bei mir hat sich da etwas verschoben. Wenn Sie mich vor dreißig Jahren gefragt hätten, hätte ich gesagt: Das Einzige, wovor ich Angst habe, sind lange Schmerzen. Und ich würde mir wünschen, ich kippe um und bin tot. Das würde ich heute nicht mehr sagen. Ich weiß, dass Schmerzen reduzierbar sind - so, dass der Mensch nicht gequält wird. Und ich würde mir wünschen, dass ich wie meine Mutter und meine verstorbene Frau Zeit habe, mich darauf einzustellen. Das muss nicht unendlich lang sein. Dass man noch sprechen kann, dass man sich noch verabschieden kann, dass man sich noch erinnern kann. Und dass man dieses letzte Stück Leben noch erlebt. Ich würde mir wünschen, dass ich sehenden Auges das letzte Stück Weges noch gehen kann."
Aus seiner Erfahrung mit dem Sterben seiner Frau plädierte er auch für einen Ausbau der Hospizdienste:
"Ich war ja nicht allein. Wichtig war der Hospizdienst, der geholfen hat, Tag und Nacht... Besonders wichtig ist es, Zeit zu haben für die Begleitung... Ich glaube, dass Zeit von großer Bedeutung ist. Das gilt für die Angehörigen und die Pflegedienste gleichermaßen. Gerade in dieser Situation kann man das nicht im Minutentakt machen. Manchmal ist es nur Dabei-Sitzen und Die-Hand-Halten. Es kommt darauf an, was es uns wert ist. Die Qualität einer Gesellschaft misst sich schon erheblich an der Frage, was wir tun an dieser Stelle."
(zitiert nach CIG 21/2013, S. 239)