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Wie ein Schaf unter Wölfen
(Lk 10,3)
"Wie ein Schaf unter Wölfen" - so lautet der Titel eines Buches über Nasiry, einen afghanischen Hirtenjungen, der zum Christen wird, weil er erlebt, wie Christen unter Einsatz ihres Lebens bereit sind, anderen zu helfen. Als "Abtrünniger" vom Islam wird er verhaftet und vor Gericht gestellt.
Sein Verhör bei der Gerichtsverhandlung erinnert an die Gerichtsakten, die uns über die Märtyrer der frühen Kirche überliefert sind:
Nasiry: | "Ich bin zu einhundert Prozent Christ. Ich glaube
an den Sohn des allmächtigen Gottes. Er ist mein Retter und Herr ... Ich respektiere den Koran, aber ich glaube nicht an ihn. Ich glaube an die Bibel." |
Richter: | "Sie Narr! Wenn Sie behaupten, nicht an den Koran zu glauben, dann sind Sie dem Tod geweiht!" |
Nasiry: | "Sie glauben, Euer Ehren, Sie säßen auf diesem Richterstuhl, weil Allah es so gewollt hat. Ich hingegen glaube, dass mein Gott Sie dort hingesetzt hat. Deshalb akzeptiere ich Ihre Autorität und werde jede Entscheidung, die Sie über mein Leben treffen, respektieren." |
Richter: | "Nasiry, unterschreiben Sie das Papier. Kehren Sie zum Islam zurück und gehen Sie nach Hause ..." |
Nasiry: | "Mein Glaube lässt das nicht zu, Euer Ehren." |
Richter: | "Dann werde ich Sie hängen lassen ... Wenn Sie meine ausgestreckte Hand zurückweisen, wird sie zur Hand des Henkers ..." |
Nasiry: | "Foltern Sie mich, hängen Sie mich, richten Sie mich hin, aber ich werde Christus nicht verleugnen. Er allein ist das ewige Leben." |
Richter: | "Ich verurteile Sie zum Tod durch den Strang ... Der Termin wird noch bekannt gegeben." |
"Nasiry war fassungslos, aber immer noch von Frieden erfüllt. Er war sich voll und ganz bewusst, was geschehen war. Er wusste, dass seine Tage gezählt waren. Aber dieser Friede verließ ihn nicht. Er hatte Christus nicht verleugnet und seine Brüder und Schwestern nicht verraten. Und dafür war er Gott unendlich dankbar."
Gott sei Dank wurde er nicht sofort hingerichtet, sondern kam ins Gefängnis, wo man ihn den "guten Heiden" nannte, weil er sich stets bemühte, auch denen Gutes zu tun, die ihn als "Ungläubigen" verachteten und mißhandelten. Sein Festhalten am Glauben und seine aufrichtige Liebe für alle Menschen beeindruckten die Mitgefangenen und sogar das Wachpersonal, so dass manche zu Christen wurden.
Ein junger Wachmann fragte ihn einmal spöttisch: "Fragst du dich nicht, warum du hier gelandet bist?! ... Welcher Gott kann von seinen Kindern verlangen, dass sie im Gefängnis landen und von allen gehasst werden?"
Nasiry antwortete:
"Ein Gott, der am Kreuz für uns gestorben ist. Ein Gott, der sich
selbst geopfert hat, damit wir das ewige Leben haben. Ein Gott,
der uns nahe ist, der nicht dort oben auf dem Berg in der Ferne
geblieben ist, sondern der herabgestiegen ist, um uns entgegenzukommen. Er hat
die Hand nach uns ausgestreckt und das Lösegeld für uns bezahlt."
Nach einiger Zeit fragte ihn der junge Wachmann nach dem "Buch", der Bibel, weil er es unbedingt lesen und Christ werden wollte.
Schließlich erfuhren ausländische Menschenrechtler von seinem Schicksal und erreichten, dass er ausreisen durfte. Cristian Nani von "Open Doors" hat Nasiry kennengelernt und seine Geschichte aufgeschrieben.
(Cristian Nani: Wie ein Schaf unter Wölfen, Brunnen-Verlag, zit. S.127-131; 137 f.)